Im Land von Milch und Honig

Leif Randt „Schimmernder Dunst über Coby County“, 224 Seiten, 18,90 €, Berlin, ISBN: 978-3827010278;

Alles ist gut in diesem Ort am „schimmernden Ende unserer Welt“ wie die Cover-Rückseite verrät. Zwar ist Wims Weg von Varla I zu Carla II womöglich der Weg in eine Katastrophe, aber vielleicht auch nicht. Leif Randt, gerade mal 28 Jahre jung bekam für eine Lesung aus seinem Erstling bei den Klagenfurter Literaturtagen im vorigen Jahr einen Preis. Coby County, das ist ein Ort am Meer, mildes Klima, ständig Party. Wim arbeitet als Literaturagent, seine Mutter führt ein Luxushotel. Dass  der 26-jährige Wim sich neu verliebt, bringt Unordnung in dieses vollkommene Idyll. Nichts passiert, fast nichts, und wenn dann ist es pure Lakonie.

„Carla gibt vor, es sehr zu genießen: Sie überstreckt ihren Hals nach hinten und umgreift mit ihren Händen meinen Po. Ich weiß, dass sich mein Po solide trainiert anfühlt, und zweifle in keinem Moment daran, dass wir uns auf einen befreienden, wenn vielleicht auch etwas flachen Höhepunkt zubewegen.“

In diesem schmalen Roman passiert also nichts, und trotzdem ist dieses Buch absolut lesenswert, als Zeitbild. Er vermittelt das Lebensgefühl der Post-2010er, die in einer schönen neuen Welt leben und nach Orientierung suchen, einer Generation, deren größtes Problem es ist, sich in der Wahlfreiheit zu orientieren.

Label, Lifeytyle, Konsum, darum dreht sich die Welt dieses Buchs. Randt erzählt kontrolliert-emotionsfrei, ja  fast gestelzt. Und wie das ebenso sein muss, nutzt er Anglizismen und Relativsätze und zieht seine Leser mit seinen vielen Andeutungen streckenweise voll in den Bann.

Randt hat das Zeug zu mehr. Dieses Buch lässt einen gespaltenen Eindruck zurück. Trotzdem: Ich fand’s gut.

Bewertung: ****

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