David Wallace „Schrecklich amüsant- aber in Zukunft ohne mich“, 200 Seiten, 20 €, Mare, ISBN: 978-3866481473;
Nie waren Kreuzfahrten so populär wie heute. David Foster Wallace mochte sie nicht. 1995 ging er im Auftrag einer Zeitschrift in Key West für eine Woche an Bord eines solchen Schiffes. Die dabei entstandene Reportage ist nicht nur äußerst komisch, sie ist auch ein Sittengemäldes des Verfalls der amerikanischen Gesellschaft.
Wallace war eines der größten amerikanischen Literaturtalente, bis er sich vor knapp vier Jahren das Leben nahm. Wie groß seine Fähigkeiten waren, das zeigt dieses schmale Büchlein, das der Mare-Verlag in einer leinernen Edition wieder veröffentlichte.
An der Kreuzfahrern hat sich in den vergangenen 17 Jahren nichts geändert. Es sind meist Menschen, die sich endlich mal was Außergewöhnliches gönnen wollen und denen der gebotene Luxus ein schleches Gewissen beschert: „Das habe ich mir verdient, das waren schwere Monate!“ oder „Wer so viel arbeitet, muss sich auch mal was gönnen!“
Schrecklich amüsant“ ist eigentlich fast zum Heulen. Diese Oberflächlichkeit, diese Banalität, Wallace, dieser wunderbare Erzähler, hat mich mit seinen Schildeurngen von der „schwimmenden Hochzeitstorte“ immer wieder zu Tränen angerührt.
Lesen, ist hübsch.
Bewertung: ****