James Hamilton-Paterson „Vom Meer“, 240 Seiten, 19,90 €, Mare, ISBN: 978-3866481190;
Man muss schon eine besondere Neigung zum Meer haben, fast eine Liebesbeziehung, um so ein Buch zu schreiben. Auf James Hamilton-Peterson, Brite mit Wahlheimat Österreich, trifft dies zweifelsfrei zu. Seine Faszination für das Meer wird in diesem Buch zu einer Mahnung für einen sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen.
Hamilton ist Lyriker, Romancier, aber auch Journalist. Und das erklärt die Vielfalt des Bandes „Vom Meer“ – einer Artikelsammlung aus mehreren Jahren und geordnet nach Kapiteln zu Themen wie „Geschöpfe“, „Fischfang“ und „Inseln“. In letzterem geht es unter anderem um Ponza, Malta und die Teufelsinsel.
„Dass nichts beständig, sondern im Fluss ist, ist charakteristisch für die Geschichte der Menschheit, auch wenn wir nicht gern daran erinnert werden. Vielleicht befürchten wir insgeheim, unser moderner, urbaner Lebensstil könnte sich als ebenso unhaltbar erweisen wie die Ausbeutung der Fischgründe im Gebiet der Neufundlandbank, und auch wir könnten eines Tags gnadenlos durch etwas anderes ersetzt werden“, heißt es in einer der stärksten Geschichten, wo es um ein Fischerdorf in Neufundland geht, das durch das Verbot des Kabeljau-Fangs 1992 seine Existenzgrundlage verlor.
„Wenn es ums Meer geht, sollte man die Dinge langfristig betrachten“, schreibt Hamilton-Paterson. Das heißt aber nicht, die gegenwärtigen Bedrohungen zu unterschätzen. Der Brite glaubt indes nicht, dass sich die supranationalen Fischereikonzerne in Zaum halten und die Überfischung verhindern ließe. Sein Buch ist ein Appell, wir sollten darauf hören.
Bewertung: ****