Hans-Christian Buch „Apokalypse Afrika oder Schiffbruch mit Zuschauern“, 272 Seiten, 29 €, Eichborn, ISBN: 978-3821862361;
Am Schluss steht ein Brief an den Bundespräsidenten. Horst Köhler soll, so appelliert, Hans Christoph Buch am 22. April 2008 Paul Kagame, den ruandischen Präsidenten, nicht in Deutschland empfangen. Engagiert wie dieser Brief ist diese Reportagensammlung. Buchs Geschichten vermitteln keinen Optimismus und kein Wohlgefühl, es sind Berichte von Orten, an denen das Leben hart, ungerecht und gefährlich ist.
Der Reiseschriftsteller Buch hat eine Leidenschaft für Afrika, aber er ist kein Optimist. Im Gegenteil, er sei „ein Skeptiker“ schreibt er an Köhler, „weil mir das Glas weder halb voll noch halb leer, sondern fast leer erscheint“.
An Afrika arbeitet sich Buch schon lange ab, ebenso wie an Haiti, wo sein Großvater eine Apotheke hatte. Der 67-Jährige versteht sich aber nicht nur als Beobachter, er hat eine Botschaft, er will aufrütteln und stellt darum in vielen seiner Reportagen die journalistische Haltung, außen zu stehen, nicht nur in Frage, sondern verlässt sie auch.
Das gilt nicht nur für die Gegenwart, Buch nutzt auch historische Ereignisse zum Deutlichmachen. Vom Schiffbruch ist im Titel die Redemit einem Schiffbruch beginnt auch Buchs Buch: Es geht um die vor knapp 200 Jahren vor Mauretanien gesunkene Fregatte Medusa. Deren wenige Überlebende sich auf ihrem Floß nur durch Mord und Kannibalismus retten können. Und dieses Leid der Überlebenden macht Buch zum Sinnbild für das Leid, das (afrikanische) Flüchtlinge auch heute noch täglich aushalten müssen.
Der etwas andere Blick auf Afrika. Abseits von politischer Selbstgefälligkeit und diplomatischer Zurückhaltung. Lesenswert!
Bewertung: *****