Die düstere Eifel birgt ein Familiengeheimnis

Wolfgang Kaes „Das Feuermal“, 480 Seiten, 8,95 €, Rowohlt-Taschenbuch, ISBN: 978-3499246159;

Tatsächlich stehe ich nicht auf Krimis oder auf Thriller. Diesen hier aber wollte ich unbedingt lesen und das nicht nur, weil Wolfgang Kaes ein so liebenswerter Kollege ist. Ich hab’s  nicht bereut. „Das Feuermal“ hat die meisten meiner Vorurteile über das Genre widerlegt: Der Roman ist nicht nur spannend, sondern hintergründig.

Kaes-Fans kennen die Hauptfiguren schon aus den ersten drei Romanen des Bonner Autor: Der Detektiv Max Maifeld, spezialisiert auf knifflige Geschichten, und Kriminalhauptkommissar Josef Morian – zwei sympathische Figuren mit Ecken und Kanten.

Diesmal geht es um ein bisher unbekanntes Bild von Dali, um eine Serie rätselhafter Morde, die offensichtlich irgend was mit Maifeld zu tun haben, und um abgelegenes  Dorf in der Eifel, in dem eine sehr reiche Familie herrscht wie einst die Fürsten.

Die Geschichte ist sehr komplex, aber auch sehr lebensecht und wirkt bis zum Schluss nicht konstruiert (einzige Ausnahme ist eine Blitz-Liebesgeschichte, die’s eigentlich nicht gebraucht hätte). Vor allem aber hat der als exzellenter Reporter bekannte Kaes glänzend recherchiert: über Dali, über den europäischen Kunstmarkt, über die Stasi, über den 1938 gebauten Westwall und jüdische Familie, die vor den Nazis Richtung Belgien flüchteten.

Vor allem aber kennt Kaes die Eifel und ihre Bewohner, weiß um die Abgeschiedenheit und eine nicht zu leugnende Rückständigkeit. Und doch lässt der gebürtige Mayener immer wieder Sympathie erkennen. Und nicht zu vergessen: Auch sein Held Max stammt aus der Eifel.

Für ihn geht es in der Geschichte um deutlich mehr als um ein paar Ermordete, es geht um seine Familiengeschichte, um düstere Geheimnisse und um Verwandte, von denen er bis dahin nichts ahnte. Um ein komplexes Beziehungsgeflecht, das sich nach und nach entblättert, bei dem ein Geheimnis das nächste nach sich zieht. Und wie es sich gehört, hat jede Figur ihre Rolle in der Geschichte.

Selbst beim unwichtigsten Polizeibeamten bemüht sich Kaes um eine präzise Charakterisierung. Man merkt, dass der 50-Jährige einst schwankte, Reporter oder Polizist zu werden. Er mag die Polizei und hat Respekt vor deren Ermittlungsarbeit. Der Bonner Polizeipräsident Wolfgang Albers lobte laut „Generalanzeiger“, Kaes sei „Fachmann“, und er wisse, „wie die Polizei tickt und funktioniert“.

Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Das spricht nicht nur für die Geschichte, sondern auch für die flotte Sprache. Kaes ist sehr präzise, bisweilen vielleicht ein wenig detailverliebt. Aber das gibt der Geschichte auch ihre Authenzität.

Bewertung: *****

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2 Gedanken zu „Die düstere Eifel birgt ein Familiengeheimnis

  1. Hallo,

    ich hab die letzten Tage darüber nachgedacht, welche der Krimis / Thriller, die ich dieses Jahr gelesen habe wohl der überzeugendste war. Es war ganz eindeutig „Das Feuermal“…
    Schöne Grüße, sbr

  2. na ja, was „lebensecht und nicht konstruiert“ angeht, sind wir etwas unterschiedlicher Meinung. Was aber dem Gesamturteil nicht abträglich ist: gute, spannende und intelligente Unterhaltung.

    lg
    fs

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