Schade, mit „Was ich liebte“ veröffentlichte Siri Hustvedt vor zwölf Jahren einen wahrhaft großen Roman, aber seither kam aus der Schreibstube der New Yorker Autorin nichts Vergleichbares mehr. Das gilt leider auch für den aktuellen Roman „Die gleissende Welt“.
Es geht um den modernen Kunstbetrieb und um die Rolle der Frauen darin. Sie ist, schlicht gesagt, völlig unbefriedigend, auch nach Jahrzehnten der Emanzipation. Harriet Burden ist eine dieser Künstlerinnen. Ein Witwe um die 60, durchaus begabt, aber völlig erfolglos. Und nachdem sie keines von diesen gelifteten it-Girls ist, sondern eher das Format einer Walküre hat, findet sie null Beachtung.
Burden ist sauer, aber nicht unverzagt. Was macht sie? Sie schiebt ihre neuesten Werke einfach drei Männern unter. Und tatsächlich: Ihre Kunst wird gefeiert – bis zum finalen Coming Out. Nein, bis Harriet Buren selber Opfer eines Verwechslungsspiels wird.
Der Roman ist fein konstruiert, extrem intellektuell (sogar mit Fußnoten), aber mir fehlt das Gefühl, das pralle Leben, das „Was ich liebte“ so genial machte. Aber hier wie dort steckt vermutlich viel Hustvedt drin, als Teil der feinen, gebildeten New Yorker Gesellschaft und als Ehefrau des Dichters Paul Auster.
Bewertung: ****
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