Die Kurden sind eines der größten Völker ohne eigenen Staat. Wichtigste Minderheit in der Türkei, die nach jahrelanger Annäherung des Staats nun wieder Terror erleben, Widersacher des IS in Syrien und im Irak, wo sie zumindest Teilautonomie genießen. Und jetzt sind sie auch noch unverzichtbarer Verbündeter des Westens im Krieg gegen den Terror. Der langjährige Auslandskorrespondent Hans-Joachim Löwer sagt, warum nun die Stunde der Kurden schlägt.
Gerade die Kurden im Nordirak gelten inzwischen als Stabilitätsfaktor. Die staatliche Verwaltung dort funktioniert, der Wohlstand steigt dank der Ölvorräte, und für die IS sind sie Stachel im Fleisch, kämpfen sie doch mit deutschen Waffen und amerikanischer Luftunterstützung aktiv gegen dessen weitere Expansion und beieten verfolgten Minderheiten wie Jesiden und Assyrern Unterschlupf.
Bei seiner Reise voriges Jahr in den Nordirak hat Löwer viele Gespräche geführt. Mit Unternehmern, die alles tun, um ihren neuen Staat voranzubringen, mit dem Parlamentspräsidenten, dem Gouverneur der Hauptstadt Kirkuk, Wissenschaftlern, dem geistlichen Oberhaupt der Jesiden, dem chaldäischen Bischof, Militärs, Zufluchtsuchenden und anderen – allesamt spannende Gesprächspartner.
Gelenkt ist Löwer von seiner Begeisterung für den neuen Kurdenstaat. Manch kritische Nachfrage hätte nicht geschadet, und auch die Frage, was die autonome Republik über Öl- und Gas-Einnahmen noch zu erreichen vermag, fehlt in dem Buch. Zudem macht Löwer Unterschiede. Von den unterdrückten Kurden in der Türkei ist nie die Rede, lediglich von den „guten“ Kurden im Nordirak. Das ist zu wenig für ein Buch mit diesem Titel.
Bewertung: ***
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