Bald 20 Jahre alt ist dieses Buch – aber immer noch aktuell oder vielleicht auch gerade wieder. Der Londoner Geschichtsprofessor Figes erzählt in diesem voluminösen Buch gut 30 Jahre russischer Geschichte, als das Zarenreich unterging und die Kommunisten die Macht übernahmen.
Figes weiß, wie jeder gute Historiker, dass Geschichte sehr stark mit Personen zusammenhängt, viel mehr als mit irgendwelchen abstrakten gesellschaftlichen Prozessen. Umwälzungen, Revolutionen sind immer menschengemacht (siehe Putin, der inzwischen auch die letzten Reste demokratischer Entwicklung zerstört hat).
Tagebücher hat Figes studiert und Biografien von Menschen, die in der zweiten Reihe standen. Nicht immer die Mächtigen. „Mein Ziel war es“, schreibt Orlando Figes im Vorwort, „das Chaos dieser Jahre aufzuzeigen, wie es gewöhnliche Frauen und Männer empfunden haben müssen. Ich habe versucht, die Revolution nicht als einen Aufmarsch abstrakter gesellschaftlicher Kräfte und Ideologien vorzuführen, sondern als einen Prozess, der sich aus individuellen Tragödien zusammensetzt.“
Viele der geschilderten Entwicklungen schaffen Verbindungen zu heute. Wie gern wollte Russland immer europäische Großmacht sein? Wie sehr verlor sich schon damals das Potenzial dieser Gesellschaft in der endlosen russischen Weite?
Bewertung: ****
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