Schwarz-Weiße Einblicke in den DDR-Alltag

Sibylle Berg „Ute Mahler: Zusammenleben“, 144 Seiten, HatjeCantz, 35 €, ISBN: 978-3775738224;

Mahler_Zusammen

Was wissen wir geborenen Wessis eigentlich vom Alltag in der DDR? Ehrlich gesagt: Fast nichts. War damals kein Thema, und ist nun längst Geschichte. Umso interessanter sind Fotosammlungen wie diese der Fotografin Ute Mahler. Sie hat ganz viel Privates eingefangen, aus den Jahren 1972 bis 1988 und spiegelt authentisch ein Bild freier, ungezwungener Menschen, die sich in ihrem Land eingerichtet hatten.

Die Berlinerin Mode- und Porträtfotografin Ute Mahler wurde im Gründungsjahr der DDR geboren (1949). Nicht nur in ihren ersten 40 Lebensjahren gehörte sie zu den wichtigsten Fotografinnen ihres Landes, sondern erst recht danach. Nach dem Mauerfall gründete sie mit gleich gesinnten Kollegen die Fotoagentur Ost­kreuz, zu der inzwischen auch eine die erfolgreiche Fotografenschule gehört.

Mahler lebte als Fotografin zwei Leben, das eine offizielle mit Modefotos, die eine Scheinwelt darstellten, eine Wirklichkeit nach dem Geschmack der Staatsführung. Zensur war Alltag. Darum gab es noch eine zweite Ute Mahler, eine, die rein privat fotografierte, Alltag, das Zusammenleben der Menschen. Meistens waren es Freunde, Verwandte, Bekannte, aber auch völlig Fremde. Aus über 1000 Fotos wählte sie nun 78 für diesen Bildband aus.

Alle Bilder sind schwarz-weiß, vor allem weil es kein ordentliches Farbfilm-Material  gab. Das gibt den Fotos heute einen ganz besonderen Reiz. Viele der Bilder hätten genauso gut im Westen entstehen können. Die Mode, die Frisuren – und doch haben sie ihren ganz anderen Reiz. Jene Unterschiede, die Fotos nicht zeigen, erläutert die Schriftstellerin  Sibylle Berg, geboren 1962 in der DDR, in ihrem Essay.

Sehr interessant.

Bewertung: *****

 

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