Steven Uhly „Königreich der Dämmerung“, 661 Seiten, Secession, 29,95 €, ISBN: 978-3905951417;
Eine Flüchtlingsgeschichte. Eine Geschichte, die zeigt, wie sich Lebenswege kreuzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es geht um die „Displaced Persons“, staatenlose Juden, die durch den Holocaust Heimat und Existenz verloren hatten und nach Kriegsende zu Hunderttausenden durch Europa zogen. Viele dieser traumatisierten, entwurzelten Menschen kamen – Ironie der Geschichte – in jenen Lagern unter, in denen die Nazis zuvor ihre Verwandten ermordet hatten.
Der Kölner Schriftsteller Steven Uhly erzählt die bis heute wenig erforschte Geschichte der „DPs“ in seinem Roman aus drei Perspektiven. Der eines SS-Offiziers, der in Polen Juden umbrachte und nach dem Krieg beim BND landete. Der eines jüdischen Mädchens, die der SSler jahrelang missbraucht hatte und die, von ihm schwanger, nach Palästina auswandert.
Und der eines volksdeutschen Ehepaars aus Rumänien, die eine jüdische Waise aufgenommen haben und als ihre Enkelin groß ziehen. Sie verliebt sich als Erwachsene in einen jungen Israeli, Sohn eines SS-Offiziers und einer Jüdin. Und damit schließt sich ein Kreis, der eigentlich keiner sein kann. Das ist Zeitgeschichte, spannend erzählt.
Anm.: Das größte DP-Lager der amerikanischen Zone befand sich bis Anfang der 50er Jahre in Wolfratshausen, meiner Heimatstadt. Ich habe diese Geschichte vor 20 Jahren recherchiert. Wer nachlesen möchte: hier.
Bewertung: *****