George Saunders „Zehnter Dezember“, 272 Seiten, Luchterhand, 19,99 €, ISBN: 978-3630874272;

 

Was hilft beim Betrachten der Realität? Satire ganz bestimmt. Manchmal auch das Ausweichen in andere Welten. Oder einfach der formulierte Ekel. George Saunders, gefragter Kurzgeschichten-Autor beherrscht das alles. Und so ist auch sein jüngster Story-Band ein detailgetreues Sammelsurium von Betrachtungen aus dem Alltag und der Lebenswirklichkeit seiner amerikanischen Landsleute.

Saunders Helden sind weder gute Menschen noch ist ihnen Glück beschieden. Er wie sie befinden sich eigentlich in einer Dauerkrise, und deren Charakteristikum ist auch noch, dass sie zeitlos ist. Saunders schreibt also schon mal eine Science-Fiction-Geschichte, die aber nicht wirklich Science Fiction ist, weil sie nicht verzeitlicht wird, aber auch nicht gegenwärtig, weil das nicht passt.

Der Englisch-Professor, dessen bisher fünf Bücher stets in den Himmel gelobt wurden, ist extrem nah dran an seinen Figuren und dabei außerordentlich wenig moralisch. Er erzählt, auch aus dem Innenleben, aber er bewertet nicht. Das überlässt er getrost seinen Lesern. Und die rauschen von einer Depression in die nächste, etwa in „Flucht aus dem Spinnenkäfig“, wo es um chemische massenhafte Manipulation von Gefühlen geht und um Tests an Häftlingen

Der Tod ist jedenfalls immer dabei. Ob beim „Spinnenkäfig“, wo Jeff, der Held, durch den Tod hindurch flieht, oder auch in den anderen Stories. Saunders buhlt nicht um Sympathie für seine Figuren. Im Gegenteil, er tut alles, um das Aufkommen solcher Gefühle beim Leser zu verhindern. Er ist derb, rau und manchmal überraschend polemisch – ganz so wie unser Leben.

Bewertung: ****

 

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Ganz nah dran am Leben

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