Neulich telefonierte ich mit meinem Vetter Egbert. „Boah, ich werde dieses Jahr 60“, sagte er. „Und ich 50“ antwortete ich. „Mit 50 ging es mir auch richtig scheiße“, gab er zurück. Der arme Christian Jakubetz. Der ist nun auch 50, leidet aber schon seit er 40 ist. Immerhin hat er darüber ein amüsantes Buch geschrieben.
Ist es ein Ratgeber? Ein Erlebnisaufsatz? Was Autobiografisches? Eine Männerfantasie? Ja, irgendwie von allem etwas. Dass Männer mit 40 anfangen zu spinnen, wie mein alter Freund Christian behauptet, mag zwar in der Generalisierung etwas übertrieben sein, aber bei ihm ist es offensichtlich so gewesen.
Der Sex ist nicht mehr derselbe wie früher. Das Gewicht gestiegen um zwei Päckchen Butter jedes Jahr (ich wäre froh, wenn es bei mir so viel gewesen wäre) . Wenigstens die Haare sind ihm geblieben. Und zwei halbwüchsige Töchter, die immerhin der Meinung sind, er sei noch ganz in Ordnung „für sein Alter“.
Das ist kein Psycho-Buch, eher so eine Art Selbstreflektion, wenn Jakubetz (im Hauptberuf ist er Journalist und Medienberater – daher kennen wir uns) über die Freiheiten in analogen Zeiten schreibt, aber auch über die eingeschränkten Möglichkeiten. Als er damals Freitagabend immer „Schlager der Woche“ hörte und mit Cassettenrecorder und externen Mikro vor dem Radio saß, um seinen Lieblingssong aufzunehmen, in der Hoffnung, dass niemand dazwischen quasselt.
Nein, früher war nicht alles besser, das will Jakubetz gar nicht behaupten. Aber früher war alles anders, ganz anders, nd so ist es nun einmal. Und wie es war, das kann sich die Generation Y überhaupt nicht vorstellen. Online-Dating, Burnout, Marathonlaufen, Storify, so etwas war nicht denkbar in Jakubetz‘ (und meiner) Kindheit. Schön, dass es heute so ist. Und schön, dass es so war, wie es war, als wir jung waren. Insofern hat mir die Selbstironie des alten Mannes Christian Jakubetz (Ich weiß, da schluckst Du wieder schwer, Christian) gut gefallen.
Bewertung: *****
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