Philipp Meyer „Der erste Sohn“, 608 Seiten, Knaus, 24,99 €, ISBN: 978-3813504798;
McCarthy, Dos Passos, ach, mit wem allen schon Philipp Meyer verglichen wurde, nachdem sein monumentaler Roman „Der erste Sohn“ erschien. Über fünf Generationen der Familie McCulloghs, über 170 Jahre, erzählt Meyer vom Gründungsmythos der Vereinigten Staaten.
„Der erste Sohn“ ist keine Heldengeschichte, es ist vielmehr eine höchst dramatische Geschichte über die Eroberung von Texas. Am Anfang steht Eli, der als Kind 1849 von den Comanchen verschleppt wird und bei den Indianern aufwächst. Was das bedeutet, erzählt Meyer sehr detailreich, beispielsweise in der Szene, als ein Bisonkalb getötet wurde und der Inhalt von dessen Magen von den Indianern roh, also so wie er ist, verspeist wird. Nichts für zartbesaitete Gemüter.
Eli ist der „erste Sohn“, weil er 1836, im Gründungsjahr von Texas geboren wurde, und er ist der Ahnherr einer Dynastie, die ziemlich gewalttätig ist, ziemlich reich wird und am Ende doch auseinander fliegt. Meyer ist fasst mehr Dokumentarist denn Romancier. Extrem intensiv waren seine Recherchen, über das Leben der Indianer, über die Ölförderung, die Geschichte von Texas und die Flora und Fauna dieses Landes. Da stimmt jedes Detail.
Gut möglich, dass dies verhindert hat, dass das in Amerika so hoch gelobte Werk in Deutschland ähnlich erfolgreich war. Dabei wirkt es nie belehrend, auch nicht überfrachtet mit Fakten, nein, die Geschichte ist spannend erzählt und mitreißend. Schade, dieser Roman verdient viele Leser.
Bewertung: *****