„Freakshow“, „Horrorshow“, mit solchen Bezeichnungen muss Katherine Dunns bizarres Familienepos leben. Das schon 25 alte Werk war Kult in der Post-Punk-Ära in USA und wurde komischerweise erst jetzt übersetzt.
Die Binewskis sind eine Zirkusfamilie. Sie haben fünf Kinder, nur eines erscheint normal. Aquaboy Arturo hat Flossen als Gliedmaße. Ella und Iphi sind siamesische Zwillinge, die kleinwüchsige Olympia hat einen Buckel. Nur bei Chick hatten die Medikamentenbehandlungen in der Schwangerschaft offenbar keinen Effekt. Er scheint irritierenderweise normal.
Was aber ist eigentlich normal? Was ist schön, was nicht? In unserer Zeit des Körperkults und Schönheitswahns sind diese Fragen vielleicht noch aktueller als seinerzeit bei Erscheinen des Romans.
Zwei Ebenen hat das Werk, beide erzählt aus der Perspektive von Olympia, einmal ihre eigene Geschichte, einmal die der Tochter, die fast normal ist, bis auf einen kleinen Schwanz über dem Steiß. Ein Merkmal, auf das die Männer extrem reagieren. Soll sie ihn, den Schwanz, entfernen lassen, wie eine ältere Frau anbietet? Und wieder die Frage: Was ist normal?
Ein total abgefahrenes Buch, dick, temporeich, opulent – unbedingt lesenswert.
Bewertung: *****
lang="de">