Jonathan Lethem „Der Garten der Dissidenten“, 476 Seiten, Klett-Cotta/Tropen, 24,95 €, ISBN: 978-3608501162;

Die Frage ist in der Tat spannend. Kann es nach der Entmystifizierung Stalins, noch mehr: kann es nach dem geradezu rückstandsfreien Zusammenbruch des Ostblocks noch mal so etwas wie einen Kommunismus geben? Der vielgerühmte Autor Jonathan Lethem sucht nach einer amerikanischen Antwort. Dieser Zugang ist eher seltsam.

Lethem bedient sich einer bewährten Technik. Er erzählt die Geschichte einer New Yorker Familie und geht dabei weit zurück. Bis zum Ende der fünfziger Jahre, als die Jüdin Rose, eine orthodoxe Marxistin, aus der KP geworfen wird, weil sie mit einem schwarzen Polizisten Sex hatte. Die energische Frau, verlassene Ehefrau und alleinerziehende Mutter, gibt weder ihre Ideale auf, noch ihre Moralvorstellungen, erst recht nicht, als sie Tochter Miriam mit deren Freund im Bett erwischt.

Rose, die Klugscheißerin, bleibt in ihrer europäischen Vergangenheit hängen, Tochter Miriam verfällt dem Flower Power und deren Sohn Sergius wird bei den Quäkern erzogen und später zum Occupy-Aktivisten. Drei Lebensgeschichten, die Lethe nicht linear erzählt, sondern sprunghaft und ausschweifend.

Manchmal ist das arg, sehr arg. So selbstverliebt die Kommunisten und ihre Nachfolger sich in schwülstigen Vorstellungen verlieren, so weit folgt ihnen Lethem und zieht seine immer wieder unwilligen Leser hinter sich her. „Der wahre Kommunist“, sagt Rose Zimmer irgendwann mal, „steht am Ende immer allein da.“ Womöglich auch ohne Leser.

Lethems „Chronic City“ war deutlich überzeugender.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Selbstverliebte Linke

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