Eigentlich mag ich Krimis nicht, im Fernsehen schon, aber als Buch – nein. Diesen hier habe ich gelesen, weil Robert Domes ein alter Freund ist. Und ich gebe zu, es hat sich gelohnt, den Voralpenphönix zu lesen. Eine Geschichte über eine Journalistin, aber noch mehr eine Geschichte über die Provinz und die Geheimnisse, die dort versteckt bleiben.
Gut, zugegeben, diese Geschichte aus dem tiefen Allgäu, aus Kaufbeuren, Domes‘ Heimat, ist manchmal etwas stanzig. Die Dialoge wirken mitunter klischeehaft. Aber die geschilderten Verhältnisse sind glaubhaft und mit der nötigen Prise Humor erzählt. Der miefige Redaktionsleiter, die bohrende Lokalreporterin und die Verquickungen zwischen allen und jedem.
Dazu ein paar Neu-Allgäuer, nämlich Russlanddeutsche, die für alles Schlimme verantwortlich gemacht werden. Sie sind es nicht, letztlich sind die als Unfälle getarnten Morde eine deutsche Geschichte, die die Leser bis ans Kriegsende führt, als die jetzt Alten noch junge Männer waren, Opfer des Systems, dumme Jungs, die meinten in den letzten Tagen des Kriegs noch ihr Land retten zu können und dafür einen hohen Preis zahlen mussten.
Dass Domes schreiben kann, das wusste ich vorher. Wie er die Handlung aufgebaut hat, mit welchen überraschenden Wendungen, das zeigt neue, bisher unbekannte Talente. Nach „Nebel im August“, der wahren Geschichte des Ernst Lossa, hat er sich nun an Fiktion gewagt. Experiment gelungen. Und ganz nebenbei macht der ehemalige Lokalchef der Allgäuer Zeitung auch noch deutlich, woran Lokaljournalismus heute krankt: Es wird zu wenig nachgefragt.
Bewertung: *****
P.S.: Und in der nächsten Auflage kann dann noch ein sachlicher Fehler korrigiert werden. Nicht Neugablonz bei Kaufbeuren ist die größte, von Heimatvertriebenen aufgebaute Siedlung in Bayern, sondern Geretsried. Das ist in Oberbayern. Weit weg für einen Allgäuer.
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