Karl Ove Knausgard „Spielen“, 576 Seiten, 22,99 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630874128;
Was Karl Ove Knausgard hier versucht, ist nicht anderes als eine Zeitgeschichte seines Landes. Nach „Sterben“ und „Lieben“, den beiden ersten Werken dieses Mammutprojekts“, ist der Norweger nun in der Kindheit angelangt und erzählt in „Spielen“ von zwei Parallelgesellschaften, die sich so gut wie nie begegnen, den Erwachsenen und den Kindern.
Auf sechs Romane ist das autobiografische Projekt angelegt, dies ist nun der dritte, die im Original „Mein Kampf 1“, „2“ und „3“ heißen. Und so gnadenlos wie im ersten Band, als er seinem Vater nicht nur den Tod wünscht, sondern in allen Details erzählt, wie er die Reste von dessen zuletzt armseliger Existenz beseitigt, so klar in der Sprache und in den geschilderten Ereignissen sind auch die Kindheitserinnerungen.
Knausgard wirkt fast wie ein Journalist. Er erzhlt einfach nur, was passiert ist. Alltag, ohne Schnörkel, ohne kunstsinnige Verkomplizierungen. Er erzählt von seinen Elötern, von der Schule, dem Bruder und das auf eine mitreißende, tempogeladene Art.
Und an was sich der Schriftsteller, inzwischen auch Mitte 40, alles erinnert, an den Schwimmunterricht, den er ganz schlimm fand, schon wegen der Mädchen-Badekappe,die die Mutter gekauft hatte. An schlechtes Essen, an Mutproben und an das verqualmte Auto.
Dieses Buch muss man gelsen haben.
Bewertung: *****