Keine Liebesgeschichte, keine Familiensaga, nein, ein Roman aus der Mitte unserer Gesellschaft. Sozusagen die andere Seite von Schirrmachers „Ego“. Rainald Goetz, 59, erzählt die Geschichte eines Unternehmers aus den Nullerjahren, der der Erfolg blind macht und Gier und Machtstreben schließlich ins Verderben rennen lassen.
Johann Holtrop ist Boss eines Unternehmens mit 80.000 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von 15 Milliarden Euro, der Assperg Medien AG. Auf dem Höhepunkt seiner Macht entlässt er den Leiter einer Niederlassung in Ostdeutschland: „Zu alt, mental erschöpft“. Doch der ist kein willfähriges Opfer, er wehrt sich. Der Anfang vom Ende Holtrops, das dann in der Finanzkrise 2008 unausweichlich ist.
Goetz hat einen Gegenwartsroman geschrieben, eine deutsche Geschichte, mit vielen Analogien zu tatsächlichen Personen. Im Holtrop etwa haben viele Leser Thomas Middelhoff wiedererkannt, den einstigen Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann AG, dessen private Eskapaden und Bankgeschäfte nun vor Gericht aufgerollt werden. Gerhard Schröder spielt in dem Roman eine Rolle, natürlich, und auch Verlagsmenschen wie Springer-Chef Matthias Döpfner und FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher.
Das klingt spannend, das ist auch über weite Strecken eine interessante Interpretation. Es ist auch so viel Verachtung in diesem Roman. Aber leider liest sich „Johann Holtrop“ über weite Strecken sehr mühsam. Bandwurmsätze, Bilder, die wie Klischees wirken, und eine wenig scharfe Zeichnung der Figuren. Schade.
Bewertung: ****
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