Frank Schirrmacher, einer der noch vier Herausgeber der FAZ, ist einer der klügsten Denker im Land und einer, der es immer wieder schafft, gesellschaftliche Debatten auszulösen.Ob es vor Jahren das „Methusalem-Komplott“ war, wo er die Folgen der alternden Gesellschaft aufzeigte, ob es seine Aufsätze zu den Gefahren der digitalen Geslelschaft sind oder eben „Ego“, ein Buch, mit dem er sich mit dem Kapitalismus auseinandersetzt.
Welche Folgen die Gier haben kann, hat uns die Weltwirtschaftskrise vor fünf Jahren gezeigt. Sie ist aber, so Schirrmacher, die Folge eine Entwicklung, die nach dem Zweiten Weltkrieg begann, als ein neues Bild vom Menschen enstand, dass diesen unter Effizienzkriterien als erfolgreich bewertete.
Egoismus wurde demnach zur herausragenden Qualität, die Maschine und heutzutage der Algorithmus zum Steuerelement. Die Erschaffer dieses Weltenmodells waren Militärs und Ökonomen in den westlichen Staaten ab Anfang der 1950er Jahre. Ihr Ausgangspunkt war die Spieltheorie. Nach dem Ende des Kalten Krieges, dem Sieg über die Sowjets, gingen die Kräfte an die Börse und übernahmen auch die ökonomische Macht.
Das kling wie Science Fiction, wie Verschwörungstheorien, und in der Tat hat Schirrmacher in „Ego“ eine Erzählform gewählt, die durchaus romanhafte Züge hat. Gleichwohl meint er es bitter ernst mit seiner Gesellschaftskritik. Umso spannender ist diese Abrechnung mit dem Kapitalismus unserer Tage, weil sie vom eigentlich konservativen Schirmmacher kommt, und nicht von irgendwelchen linken Systemkritikern.
In der Not gibt es eben keine ideologischen Differenzen mehr. Ob man Schirrmacher manchmal abenteuerlich klingenden Gedanken nun glaubt oder nicht, spannend und erfrischend spritzig ist diese notwendige Auseinandersetzung mit unserer Gegenwart allemal.
Bewertung. *****
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