Hader, Falco, der Filmemacher Ulrich Seidl haben die deutschsprachige Kunst geprägt, auf eine ganz typisch österreichische Seite, morbid, realistisch, selbstironisch. Aber der radikalste unter den österreichischen Gegenwartskünstlern und der weltweit bedeutendste ist Gottfried Helnwein. Dem 64-jährigen Fotografen und Maler widmet die Wiener „Albertina“ eine umfangreiche Retrospektive (sie geht am 13. Oktober zu Ende), beim Kunstverlag HatjeCantz erschien der Ausstellungskatalog.
Vor Schmerzen schreiende Menschen, dieses Motiv taucht in Helnweins Oeuvre ständig auf. Ob das nun sein bekanntestes Bild ist, das als „Selbstproträt (Blackout)“ bezeichnete Bild eines Mannes, dem zwei als Brillenbügel fixierte Gabeln in die Augen drücken oder all die Bilder von liegenden Kindern mit bandagierten Gesichtern: Schmerzen und Schreie, das Aufgreifen von Tabus, das sind Helnwein bekannteste Themen.
Wenn er dann ein schlafendes Kleinkind zeigt, dessen Gesicht in den Suppenteller geplatscht ist und dieses Bild „Lebensunwertes Leben“ nennt, dann wird deutlich, woher Gottfried Helnwein seine Wut bezieht – aus der bis heute in Österreich und damals Ende der 1970er Jahre auch in Deutschland heftig tabusierten Nazizeit.
Der – wie immer bei HatjeCantz – aufwändig editierte Katalog ist umfassend. Er präsentiert auch aktuelle Werke wie „The Disasters of War“, dazu Aufsätze über und ein Interview mit dem Künstler. Klasse Zusammenstellung!
Bewertung: *****
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