Fotografieren kann heute jeder, mit dem Handy, mit der kleinen Digi-Cam, eher selten mit einer Spiegelreflex. Kaum zu glauben, welcher Luxus die Fotografie vor einigen Jahrzehnten noch war. Und gar in der DDR, wo die Machthaber die Kontrolle über das vberbreitete Bild nicht aus der Hand gaben. Ein Bildband mit Einblicken.
Nicht Journalisten standen bei den abgebildeten Fotos hinter der Kamera, sondern Künstler. Der Katalog einer Ausstellung, die vor ein paar Monaten in der Berlinischen Galerie endete, ist Resultat der ersten großen Forschungsarbeit über künstlerische Fotografie in der DDR.
Den 34 Fotografen, deren Werke in dem hervorragend editierten Band wiedergegeben werden, ging es nicht vorrangig um Gesellschaftskritik. Sie zeigten den Alltag . Umso unbefanger sind die Fotos, etwa die Familienporträts von Christian Borchert. Hier lacht keiner.
Der Magdeburger Ulrich Wüst war eigentlich Stadtplaner. Sein Motiv sind unbelebte Häuser, Straßenzüge etc. Sie bilden Trostlosigkeit ab. Aber täuschen wir uns nicht. Ähnliche Motive hätten sich im Westen auch zuhauf gefunden.
Wie erkennbar ist, so groß war die Trennung durch die Mauer gar nicht. Der Stil der Fotografen unterschied sich nicht allzu sehr. Die Motive gingen dann aber doch mit der Zeit auseinander. Der Mangel im Arbeiter- und Bauern-Staat wird auf vielen der Aufnahmen sichtbar. So sind die Fotos zeitkritische Dokumente einer Kunstära, die erst jetzt entdeckt werden kann, weil sie vorher zum eigenen Schutz im Verborgenen gedieh.
Bewertung: *****
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