Helmut Krausser „Die letzten schönen Tage“, 222 Seiten, 19,99 €, DuMont, ISBN: 978-3832196196;
Aus solchem Stoff sind Thriller gestrickt: Zwei Männer, eine Frau. Im Mittelpunkt der 38-jährige David, Fotograf und Großstadtbewohner mit einem Hang zu Hedonismus, Fraueneroberer. Dass seine Eroberung Kati sich für ihren bisherigen Freund Serge entscheidet, tritt eine ganze Ereignis-Kaskade los.
Serge ahnt erst nichts von David. Sie kennen sich zwar, aber Serge ist ein Schlappschwanz. Er realisiert erst was wahr als es längst vorbei ist. Und da ist schon längst alles nicht mehr so wie es sein sollte.
Krausser erzählt die Dreiecksgeschichte nicht nur sehr polausibel, sehr modern, er verwendet auch die Sprache von heute und legt ein ungeheures Tempo vor. Er nutzt viele Erzählperspektiven (wie es seinerzeit Robert Altmanns Film „Short Cuts“ zur Meisterschaft entwickelt hatte) und lässt den Leser mitunter atemlos staunen.
Die Menschen in Kraussers Geschichte sind in Wahrheit nicht selbstbestimmt. Sie glauben es nur, tatsächlich aber gehorchen sie nur den Linien ihres Sozialsystems, ganz gleich, wie gerupft sie am Ende dastehen.
„Mein Selbstmitleid kotzt mich an, als wäre ich zwei Menschen, der eine, der Dinge tut, der andere, der zusieht und darüber richtet und den Kopf schüttelt, den blutlos schlaffen.“
Lesenswert!
Bewertung: ****