Die Mitte der Welt, ja, das war Istanbul über viele Jahrhunderte. Die Metropole am Bosporus ist nicht nur eine der größten Städte Europas, sondern auch eine der vielschichtigsten. Ursula Priess, 1943 geborene Tochter des Schweizer Dramatikers Max Frisch, hat ihrem einstigen Wohnsitz Istanbul mit diesen „Erkundungen“ ein Vermächtnis gesetzt.
Warum dieser Titel? „Die Völker kommen und gehen. Es hat eine ungeheure Ausstrahlung, diese Stadt, eben nicht nur nach Westen (…), nach Europa, sondern natürlich auch (…) nach Norden, in die russischen Gefilde. Dann nach Zentralasien (…), in die arabischen, in die südlichen Gefilde. Insofern würde ich sagen, es ist eine ‚Mitte der Welt‘. (…) Es kommen die Menschen und suchen neue Existenzen dort und bauen sich neue Leben auf, von allen Enden der Welt“, schreibt Ursula Priess.
Die studierte Literaturwissenschaftlerin und gelernte Heilpädagogin hat für ihre Liebeserklärung Geschichten zusammengemischt, die aus den 1990er Jahren stammen, aus einer Zeit also, in der Istanbuls Antlitz dem heutigen nur wenig ähnelte. Trotzdem: Die Faszination dieser Stadt hat nicht nachgelassen.
Ursula Priess hat in diesem Buch all ihre Sehnsüchte, ihre Erinnerungen zusammengefasst, an Künstler, an Alteingesessene, an Neuankömmlinge, an Gemüseverkäufer und an jene, die in dieser Stadt ihr Glücksuchen. Es sit eine Reise in eine fremde Welt, faszinierend erzählt und voller Wehmut.
Bewertung: *****