Der böse Geist des Antisemitismus

КартиниJacques de Lacretelle „Silbermann“, 200 Seiten, 19,90 €, Lilienfeld, ISBN: 978-3940357212;

Musils „Törless“ haben wir als Schüler gelesen, jenen Roman über das Erwachsenwerden, nun müssen wir uns auch Lacretelles „Silbermann“ merken, 1922 erschienen und nun nach 90 Jahren in einer Neuübersetzung und wunderschön editiert im Lilienfeld-Verlag neu herausgebracht: Ein Schülerroman und ein Fanal gegen Antisemitismus.

Jacques de Lacretelle, geboren am 14. Juli 1888 in einem Schloss an der Loire, wuchs in vermögenden Verhältnissen bei seinem bildungsbeflissenen Großvater auf. Er studierte in Cambridge und verschrieb sich schon als junger Mann der Literatur – gut bekannt mit Marcel Proust, André Gide und Anatole France. Der preisgekrönte „Silbermann“ gilt als Hauptwerk des 1985 verstorbenen Literaten.

Der Erzähler ist überzeugter Protestant. Er freundet sich ausgerechnet mit dem einzigen Juden in seiner Klasse, dem höchst talentierten Silbermann, an. Fortan ist er geächtet wie dieser.

Als der Vater des Erzählers, ein Richter, gegen Silbermanns Eltern wegen eines angeblichen Diebstahls ermitteln muss, verbietet er dem Sohn den Kontakt zu dem Klassenkameraden. Die Silbermanns emigrieren, und der Erzähler erkennt, wie sehr auch in antisemitsche Vorurteile prägen.

Der elegant erzählte Roman schildetr sehr eindrucksvoll die ungleiche Freundschaft, die unter den damaligen Rahmenbedingungen zum Scheitern verurteilt war. Schnörkellos und eindringlich – gut, dass dieser Roman wiederentdeckt wurde.

Bewertung: ****

 

Diesen Beitrag bookmarken bei Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • MisterWong
  • Y!GG
  • Webnews
  • del.icio.us
  • Facebook
  • Technorati
  • Google Bookmarks
  • YahooMyWeb
  • TwitThis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert