1000 Seiten umfasst dieser Roman des großartigen Peter Kurzeck. Und er ist nur einer von fünf, die sich mit nichts weniger als dem vorigen Jahrhundetr befassen. Im Mittelpunkt steht ein verheirateter Vater, wir schreiben das Jahr 1982, der von Frankfurt nach Frankreich ziehen will und nun nochmal seine Kindheit reflektiert.
In dieser guten alten analogen Zeit geht es um die Erinnerung und um das Vergessen. Wie gnädig es doch ist, und wie furchtbar wir es haben, bei denen digital nichts verloren geht.
Kurzecks Erzähler denkt sich zurück in die oberhessische Provinz, das Land seiner Kindheit. Wir landen in dieser Hommage ans Erinnern in den 50er, 60er und 70er Jahren, als die Männer noch in der Industrie schufteten und das neue Kino eine neue Zeit einleitete. Die Straßen waren noch schlecht, die Dörfer ungeordnet, und die Bäche flossen noch wie sie wollten.
„Damals fing es an, dass die Leute in Deutschland von allem zuviel und dabei nie genug“, sagt Kurzeck. Das Wirtschaftswunder zeigte sich mit Lottoscheinen, Sonderangeboten und Urlaubsreisen. Der Konsum und die Hoffnung auf mehr stießen vielen Menschen, die nichts erreichten in die Depression.
All dies beschreibt Kurzeck in reduzierter aber treffender Sprache. „Vorabend“ ist der siebte von zwölf geplanten Bänden. Auf die anderen fünf freuen wir uns nun auch.
Bewertung: ****