Man muss sich ja wundern, woher der Mann alles weiß. Aber, dass Bob Woodward, einer der beiden Enthüller der Watergate-Affäre in der vergangenen vier Jahrzehnten beste Verbindungen in die Zentralen der Macht geknüpft hat, ist unstrittig. Der leitende Redakteur der Washington Post hat hinter die offizielle Fassade des Weißen Hauses geschaut und liefert viele interessante Details, vor allem im Hinblick auf den bevorstehenden Präsidentschafts-Wahlkampf.
Schauplatze dieses Buches ist aber nicht die Front in Afghanistan (im Widerspruch zum Titel Obamas einziger Krieg), sondern das Oval Office und das Lagezentrum im Weißen Haus. Dort kennt sich Obama bestens aus, bekommt offensichtlich von jedermann geheime Informationen gesteckt und darf diese veröffentlichen. Das geht dann so weit, dass der Sprecher des Weißen Hauses dieses Buch empfiehlt. (Diese vorgebliche Authenzität hat mich auch bei Stefan Aust und seinen RAF-Büchern immer genervt.)
Wenn das nicht misstrauisch macht. Und so lässt sich dieses angeblich so neutrale Werk von Obama und seinen Wahlkampfleuten gut missbrauchen, dokumentiert es doch des Präsidenten Suche nach einer Strategie für den Rückzug vom Hindukusch, eine Strategie, die dem obersten Militär der USA bisweilen nicht so recht abgenommen wird.
Klar wird in Woodwards fünftem Buch über das Weiße Haus auch, welchen Einfluss im Weißen Haus die Militärs haben und dass Obama bisher keinen Weg raus aus Afghanistan zu finden scheint. Stattdessen droht ein zweites Vietnam, weil es weder gelungen ist, die Sicherheitskräfte in dem anarchischen Land wiederaufzubauen, wiel die Korruption weiterhin grassiert und auch die US-Verbündeten kein wirkliches Interesse haben.
Interessant, dass Osama bin Laden sein Ziel, die USA zu destabilisieren und zu schädigen, offenbar doch erreicht hat, post mortem.
Bewertung: ****