Erst neulich rief die Kollegin mittags an. Sie wollte sich krank melden. Warum? Zwei Tage vorher hatte sie aufgefört zu rauchen, jetzt leide sie. Rauchen als Krankheit? Aufhören als Krankheit? Gregor Hens hat diese zwei Tage überstanden und noch mehr. Er raucht nicht mehr und hat dem Suchtmacher Nikotin ein ganzes Buch gewidmet. Perfide Strategie, die er sich ausgedacht hat. Er empfiehlt seinen Lesern zu rauchen: „Tun Sie mir den Gefallen„.
Gregor Hens nennt seine vor zwei Jahren überwundene Sucht nach Zigaretten ein „Lebensthema“. Sicher hegörte er auch zu denen, die immer behaupteten, ohne eine Zigarette könne er nicht arbeiten vulgo schreiben. Und deshalb hat diese Beichte, die auch ein Lamento ist, soviel Authentizität, wie die Geschichte von Großtante Anna. Sie arbeitete zeitlebends bei einer Bremer Zigarettenfirma, war dort Betriebsrätin und bekam nach der Pensionierung so eine Art Betriebsrenet, Zigaretten ein Leben lang. Das Leben ging allerdings vorzeitig zuende. Die Wohnungsauflösung war Sache von Gregor Hens und dessen Bruder.
Wie so viele Kinder der Nachkriegsgeneration ist auch Gregor im blauen Dunst aufgewachsen. Der Vater Raucher, die Mutter auch, Autofahren barg soviel passiven Rauchgenuss wie der Besuch in einem Raucher-Glaskasten auf dem Flughafen. 100.000 Zigaretten will der 6-Jährige geraucht haben, und jede davon war gut. Hens rechnet in seinem Buch nicht mit dem Nikotin ab, er erzählt aber nichts weniger als das Gedeihen seiner persönlichen Autonomie. Inzwischen kann er auf das Rauchen verzichten. Glückwunsch!
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