Wieder ein Journalist, der einen Roman geschrieben hat, aber Dirk Kubjuweit ist nicht irgend jemand. Der 48-Jährige leitet das Spiegel-Hauptstadtbüro und ist somit einer der profilitersten Kenner deutscher Politik. „Kriegsbraut“ ist sein Versuch, den deutschen Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan aus Sicht der Betroffenen, der Bundeswehr-Soldaten, zu erzählen.
Es geht um eine junge Frau namens Esther Dieffenbach. Sie geht zur Bundeswehr, um ihr Leben in den Griff zu bekommen und verliert den Boden unter den Füßen, als sie sich am Hindukusch in den einheimischen Schulleiter Mehsud verliebt. Die Beziehung verstößt gegen alle Regeln, und sie bringt den Afghanen in Lebensgefahr. Eine Frau bei der Bundeswehr als Heldin, das ist jedenfalls etwas Neues.
Der Einsatz in Afghanistan hat für die Bundeswehr-Soldaten zuerst einmal wenig mit Krieg zu tun. Es geht darum, in einem total fremden Land zu überleben, zurechtzukommen mit Langeweile, Hitze und Staub und mit Menschen, denen man helfen soll, die aber in der Mehrheit keine Hilfe haben wollen.
„Das ist dort die Realität unserer Soldaten“, sagt Kubjuweit in einem TV-Interview: „Die wissen nie, was am Straßenrand ist und ob sie zurückkehren, wenn sie das Lager verlassen, ob sie noch alle Körperteile an ihrem Laib haben. Das ist natürlich ganz schrecklich. Der Roman versucht auch zu erzählen: Was geht in den Leuten vor, was ist ihre Angst?“
Das gelingt dem guten Schreiber Kubjuweit an vielen Stellen dieses Romans. Als seine Esther in ein Feuergefecht gerät, zurück geschickt wird nach Deutschland und das im WM-Taumel steckende Land erlebt – wir schreiben das Jahr 2006 – will sie wieder zurück nach Afghanistan.
Ein Buch, über das man streiten kann und dass viele Einblicke liefert, die nur ein so erfahrener, gereister Journalist wie Kubjuweit bieten kann. Lesenswert, auch wenn Kubjuweits Beschreibungen des Lagerlebens vielen Rezensenten falsch und übertrieben erscheinen.
Bewretung: ****
