Man könnte meinen, Descartes erlebt in den Neurowissenschaften seine Auferstehung. In keiner anderen Disziplin wird derzeit so viel enträtselt und von mythologischem Balast befreit wie hier. Autor Allan J. Hobson hat sich in seinem Fachbuch (kein Ratgeber!) vorgenommen, auch noch die letzten Geheimnisse von Bewusstsein, Traum und Schlaf durch einen Griff in den Chemiekasten zu erklären.
Und das gelingt ihm vielfach auch. Der ehemalige Psychiatrieprofessor aus Harvard, einer der bedeutendsten Schlafforscher unserer Zeit, erläutert die Grundlagen des Stoffwechsels im Gehirn und wie dieser das Bewusstsein und das Unterbewusstsein steuert. Und natürlich was passiert, wenn diese chemischen Prozesse nicht so funktionieren wie es sein soll. Schwerwiegende psychische Krankheiten sind die Folge.
Was dagegen hilft? Psychodrogen aller Art. Und die sind das eigentliche Thema Hobsons. Wie sie wirken und was sie bewirken. Der Experte blendet dabei auch die Gefahren nicht aus, die solche Eingriffe beinhalten.
Was Freud noch psychoanalytisch erklären wollte, das deutet Hobson nun chemisch. Zwar zerlegt er den Pionier in alle Einzelheiten, schützt ihn aber auch wieder, weil dieser gar nicht die wissenschaftlichen Grundlagen gehabt hätte, Bewusstsein und Traum richtig zu erklären.
Hobsons vor zehn Jahren im amerikanischen Original erschienenes Buch erregte seinerzeit viel Widerspruch. Und eigentlich ist es auch nicht mehr wirklich aktuell, weil natürlich die Untersuchungen der hirneigenen Prozesse längst zwei Schritte weitergekommen ist. Darum mag „Das optimierte Gehirn“ (ein in die Irre führender Buchtitel) auch als Einstieg in ein interessantes Thema gelten, als mehr aber auch nicht.
Bewertung: ***
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