Andrea Giovene „Das Haus der Häuser“, 356 Seiten, 19,90 €, Osburg, ISBN: 978-3940731364;

Dieses Buch war mal berühmt, vor 42 Jahren. Damals erschien das italienische Original und wurde beim internationalen Buchfestival in Nizza als bester europäischer Roman ausgezeichnet. Dann aber geriet „Das Haus der Häuser“ wieder in Vergessenheit, es passte einfach nicht in das Nach-68er-Europa. So kam es, dass dieser bemerkenswerte Roman jetzt erst ins Deutsche übersetzt und hierzulande veröffentlicht wurde, durch den ambitionierten Osburg-Verlag.

Andrea Giovene, 1904-1994, wuchs als Sproß einer neapolitanischen Fürstenfamilie auf. Er studierte Jura, bevor er sich nach dem Krieg der Literatur zuwandte. Die fünfbändige Autobiografie des Giulano di Sansevero, deren dritter Band „Das Haus der Häuser ist“, gilt als die wichtigste Arbeit des Süditalieners, der sogar mal als reif für den Nobelpreis galt.

Es geht um einen nepaolitanischen Adeligen, erkennbar das alter ego des Autors, der des dekadenten Lebens seiner Klasse überdrüssig ist und sich aufs Land zurückzieht, wo er als Schriftsteller das harte, aber irgendwie paradiesische Leben der Armen lebt. Die Menschen haben in dieser vorindustriellen Zeit zwar wenig, sind aber wirtschaftlich unabhängig und darauf angewiesen, innerhalb der Dorfgemeinschaft für sich da zu sein.

Doch das Idyll hält nicht lang. Di Sansevero muss in der Krieg, wird inDeutschland interniert, geht nach London und lässt sich schließlich auf Sizilien nieder.

„Das Haus der Häuser“ ist enorm vielschichtig, es führt in eine längst verschwundene Gesellschaft ein, zeigt deren Abgründe aber auch die Stärken auf, es geht um unerfüllte Liebe und um den Versuch zu retten, was nicht zu retten ist. Giovenes famos übersetzte Sprachfülle macht den Roman zu einem Genuss. Große Literatur – auf einer Stufe mit Carlo Levi und Tomasi di Lampedusa!

Bewertung: *****


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