Nein, das ist kein Scherz oder ein Werbegag. Asfa-Wossen Asserate ist tatsächlich adeligen Geblüts, in direkter Linie mit dem äthiopischen Königshaus verwandt. Der 1948 geborene Prinz hatte in England und Deutschland studiert, hier sogar promoviert und ist heute als Unternehmensberater tätig. „Manieren“ hieß sein erstes Buch.
Dass wir Deutschen die bei uns lebenden Ausländer nicht nur kritisch beäugen, sondern auch gerne mal altväterlich erziehen wollen, nun, das ist nicht neu. Hier aber schreibt ein Ausländer, der viele Jahrzehnte hier lebt, über unsere Gesellschaft und gibt viel Anlass zum Schmunzeln – über Eigenarten, die wir aus unserer Betriebsblindheit heraus gar nicht mehr wahrnehmen.
Der Feierabend ist heilig, das ist eine der ersten Erkenntnisse Asserates und eine Erklärung für die – wie er sie empfindet – Dienstleistungswüste Deutschland. Dass es nur Kännchen im Garten gibt und man sich tatsächlich an deutschem Filterkaffee ergötzen kann, ist dem Einwanderer aus einem der ältesten Kaffeeanbauländer ebenso fremd wie das Standesbewusstsein der Deutschen, das beim Firmen-Parkplatz anfängt und bis zur teuren Uhr als Statussymbol reicht.
Ein originelles Buch, dabei sehr witzig und pointiert und mit einer gewissen Noblesse formuliert. Sehr amüsant!
Bewertung: ****
Asserate, der Ende der 60er Jahre nach Deutschland kam, trauert aber auch den alten Spießbürgerlichkeiten hinterher, etwa dem selten gewordenen Sonntagsbraten, dem genussvollen Bier in der Kneipe. Er liebt Kartoffeln und deutsches Brot und begrüßt die Damen am liebsten mit Handkuss (weil sie nichts anderes mögen, wie er behauptet), und am liebsten würde er zum Fräulein auch Fräulein sagen.
