Monika Helfer „Bevor ich schlafen kann“, 224 Seiten, 17,90 €, Deuticke, ISBN: 978-3552061422;
Unglück muss man ernst nehmen, meint Josi, besonders wenn es das eigene ist. Josefine Bartok ist Psychiaterin und als solche eher mit einem kühlen Blick auf die Wirklichkeit gesegnet. Sie weiß aus der Praxis, was Unglück bedeutet, aber jetzt geht es um ihr eigenes: Erst bekommt sie Krebs und dann beichtet ihr Mann nach 20 Jahren Ehe, dass er schwul ist.
Was tun, wenn das ganze Leben zusammenbricht? Josi beschließt, sich neu zu erfinden. Nach außen dokumentiert sie dies, in dem sie nur noch Männeranzüge trägt, ihr Seelenleben indes bleibt indifferent. Sie neigt eben nicht zu starken Gefühlen. Und als ihre erwachsenen Kinder ihr eine Urlaubsreise schenken, nimmt sie die Gelegenheit wahr. Die Gelegenheit, einen neuen Mann kennen zu lernen.
Dort, im Urlaub, nimmt die Geschichte baber noch einen anderen Dreh: Josi lernt Paula kennen. Sie ist die zwölfjährige Tochter von Schriftstellerin Monika Helfer und deren Ehemann Michael Köhlmeier (ebenfalls erfolgreicher Schriftsteller). Und so bekommt die ohnehin schon faszinierende Geschichte eines Aufbruchs aus dem Unglück noch einen ganz anderen Dreh, nämlich den der Trauerverarbetung der Autorin Helfer. Im wahren Leben ist Paula im Kindesalter gestorben.
Eine faszinierende Geschichte, mit viel Achtung erzählt. Bemerkenswert!
Bewertung: *****
Kleine Anmerkung: Paula Köhlmeier starb nicht im Kindesalter, sondern mit Anfang zwanzig.