Nicole Krauss „Das große Haus“, 384 Seiten, 19,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498035532;
Wieder mal ein großer Roman, der aus Amerika kommt. Nicole Krauss bedient sich eines riesigen Schreibtischs, als Metapher, um in einem Netz aus Gegenwart und Vergangenheit die Geschichte einer kaputten Familie zu erzählen. Sprachgewaltig, bilderreich, aber nicht gerade leicht zu lesen, ist diese opulente Geschichte von einem der gegenwärtig größten Stars der amerikanischen Literaturszene, verheiratet mit dem Berufskollegene Jonatha Safra Foer.
Der Schreibtisch, der einmal einem großen chilenischen Dichter gehört haben soll, ist monströs, unhandlich, voller Schubladen und damit voller Geheimnisse. Die jüdische Schriftstellerin Lotte Berg, die den Holocaust überlebt hatte und nach London emigrierte, bekam das Möbelstück von ihrem Liebhaber, und sie schenkte es einem aufstrebenden chilenischem Schriftsteller. Der wiederum nahm in mit nach New York, wo ihn Nadja, auch eine Schriftstellerin bekam.
Sie erzählt eine der vier Geschichten dieses Romans aus der Ich-Perspektive wie alle anderen auch. Unmittelbar wendet sie sich an einen Richter. Dann dessen Vater, wie sich später herausstellt, dann der Ehemann von Lotte aus London und zum Schluss die Freundin eines Mannes, der Sohn eines jüdischen Antiquitätenhändlers, der eben diesen Schreibtisch wieder seinen ursprünglichen Besitzern in Budapest zurückgeben möchte, die 1944 deportiert worden waren.
Dies alles ist der Raum für eine dunkle Geschichte über noch dunklere Kapitel europäischer Geschichte, betrachtet aus der Warte einer Nachkriegs-Amerikanerin. Eine gewaltige Geschichte, die sich Nicole Krauss zugemutet hatte, und an der sie mehr als einmal zu scheitern droht schon durch ihre überbordende Sprache. Zu weit weg ist sie in ihrer eigenen Hemisphäre und lässt den Leser so manches Mal die Orientierung verlieren.
So dass man sich am Ende gar nicht mehr erinnern kann vor lauter Erinnerungen, um die sich dieser Roman dreht. Und was ist nun in dieser einen Schublade des Schreibtischs, für die es keinen Schlüssel mehr gibt? Nichts! Natürlich!
Bewertung: ****