Noch mal Tschernobyl. Der gebürtige Tiroler Hans Platzgumer ist eigentlich Musiker. Aber wie uns fast alle in Mitteleuropa hat auch den 42-Jährigen das Thema Tschernobyl nicht mehr losgelassen. „Der Elefantenfuß“ ist sein Beitrag zum 25. Jahrestag, ein Roman gegen das Vergessen und darüber, wie präsent die Reaktorkatastrophe für heute ist, vor allem natürlich für die Menschen, die in der betroffenen Region leben.
Phillipe und Soraya leben in Pripjat, der (fast) verlassenen Geisterstadt, nur wenige Kilometer vom Unglücksreaktor entfernt. Sie sind auf der Suche nach Gott und glauben, dass dieser durch die Katastrophe zu den Menschen gesprochen hat. Also muss er da sein, also kann man ihn doch finden. Auch andere Menschen, die noch in der Todeszone leben oder auch wieder, verbinden damit eine Mission. Wenn ihre Wege die von Phillipe und Soraya kreuzen, dann wird auch deren Geschichte erzählt.
Was Soraya nicht weiß, dass ihr Mann auf der Suche nach dem ist, was für ihn das unmittelbarste Zeugnis Gottes ist, ein erstarrter Klumpen aus geschmolzenem Plutonium, aus dem Graphit der Kühlstäbe, aus Sand und aus Bitumen, die das Höllenfeuer löschen sollten. Dieser Klumpen hat die Form eines Elefantenfußes, und er strahlt natürlich wie verrückt.
Platzgumer erzählt von unermesslichem Schrecken, vom Versuch, vor der vom Menschen entfesselten Urgewalr Radioaktivität zu fliehen und sie gleichzeitig zu bezwingen. Geht natürlich nicht. „Der Elefantenfuß“ ist eine knapp erzählte, aber um so eindringlichere Geschichte über die Folgen eines Unglücks, das nie hätte passieren dürfen und dass sich soeben – wenn auch in anderer Form – in Japan wiederholt hat.
Eine Mahnung, leider wissen wir nicht, sie anzunehmen.
Bewertung: *****