Wer Freimaurer hört, denkt an Geheimbünde, an den Versuch der Weltherrschaft, an alte Männer und den Da-Vinci-Code. Lorenz Jäger, Redakteur bei der FAZ, räumt mit diesen Mythen auf und beleuchtet in diesem handlichen Buch anhand historischer Quellen die Geschichte und das Wirken der Logen.
Tatsächlich hatten die Freimaurer, die sich in ihrer Entstehung auf den alttestamentarischen König Salomon berufen, in vorigen Jahrhunderten überall ihre Finger drin. Die bedeutendsten Staatsmänner im 18. und 19. Jahrhundert bekannten sich zu den Freimaurern – obwohl diese sich eigentlich aus der Politik heraushalten wollten – und sogar im vorigen Jahrhundert ein Freigeist wie Kurt Tucholsky. Die Geheimnisse, die sie um sich gemacht haben, sind Schritt für Schritt aufgebrochen, bis zu Helmut Schmidts berühmter Aufforderung aus dem Jahr 2000: „Ihr Freimaurer tut so viel Gutes, ihr müsst auch darüber reden.“
Dabei ist die Organisation höchst bürokratisch aufgebaut und schuldet das Geheimbündnerische vor allem der Verfolgung durch die großen Religionen, die die Logen bis heute nicht anerkennen, wohl wegen deren fünf Grundidealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität, die mit konfessionellem Allmachtsanspruch nicht vereinbar sind.
In den heute noch fünf Millionen Mitglieder zählenden Freimaurer-Logen finden sich Menschen unterschiedlichster Herkunft und Lebenssituation und waren in ihrem freiheitlichen Denken ein Motor der europäischen Aufklärung. Jäger stellt all dies da, er sympathisiert nicht, und er verurteilt nicht. Das macht den Wert dieses Buches aus.
Bewertung: ****
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