Eiegentlich hatte dieses Buch nie erscheinen sollen. Noch 1998, vier Jahre vor ihrem Tod, hatte Signe von Scanzoni, die langjährige Lebensgefährtin Erika Manns, die Herausgeberin Irmela von der Lühe wissen lassen, sie habe das 1970 fertig gestellte Manuskript vernichtet. Umso besser, dass sich in den letzten Jahren zwei Abschriften fanden, die die Grundlage für dieses erschütternde Buch einer Liebe zwischen zwei aus verschiedenen Welten kommenden Frauen waren.
Mehr durch Zufall waren sie sich 1957 in Tirol wieder begegnet. Erika Mann, 1905 geboren, Tochter aus berühmten Hause, weit gereist, und die verheiratete, zehn Jahre jüngere Musikkritikerin, eine Tochter aus gutem Hause, die in Kindertagen mit Erikas jüngerer Schwester Elisabeth in München die Schulbank geteilt hatte.
Die Frauen waren sich in jeder Hinsicht unterschiedlich, aber vielleicht war es gerade das, was sie verband. Sie debattierten über Emigration und über Künstlerbiografien im Dritten Reich, jeweils von ganz anderer Warte aus. „!Als ich noch lebte“ ist eine Bilanz der 13-jährigen Beziehung, geschrieben in den Monaten nach dem Krankheitstod Erikas.
Erika Mann, geprägt von den Erfahrungen der Emigration, lebt ohne Heimat. Mal kommt sie in Hotels unter, mal im Haus der Eltern Thomas und Katia. Eine fest Beziehung ist ihr fremd, entspricht auch nicht dem Bild ihrer Familie. Umso erstaunlicher sind die gemeinsamen Jahre mit Signe von Scanzoni, zu der sie gegen Ende ihres Lebens eine nicht für möglich gehaltene Bindung aufbaut. Denn „jede direkte, unstilisierte Aussage von Schmerz, Lust oder Liebe“ hatte „nicht dem Gefühlsklima der Familie“ entsprochen. Die Familie Mann war, wie man heute auch aus anderen Quellen weiß, ein Gefängnis.
Und so blieb die Beziehung der beiden in aller Konsequenz unerfüllt: „Unser Irrtum bestand darin, daß wir glaubten, daß man zu später Lebensstunde durch Veränderungen äußerer Umstände Fehlhaltungen noch korrigieren kann.“
Eine faszinierend Liebesgeschichte, Lebensbeichte, eine wirkliche Empfehlung.
Bewertung: *****
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