Zum richtigen Zeitpunkt ist dieses Buch erschienen, kurz nachdem Sarrazin fürchtete, „Deutschland schafft sich ab“ und bevor der frisch gebackene Bundesinnenminister Friedrich (CSU) behauptete, der Islam gehört nicht zu Deutschland (was er kurz danach wieder relativierte). Sineb El Masrar, 1981 als Tochter marrokanischer Einwanderer in Deutschland geboren, und Mitglied der Integrationskonferenz von Maria Böhmer, räumt auf mit Vorurteilen über muslimische Frauen in Deutschland.
So groß nämlich ist der Unterschied zu den deutschen Ureinwohnern gar nicht, sagt El Masrar: „Sexy, selbstbewusst und selbstbestimmt“, so wollen auch Muslimas leben, von wegen zwangsverheiratet, unterdrückt und verschleiert. Die 30-Jährige berichtet aus der Innensicht über junge Frauen, die längst angekommen sind in der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft Deutschland.
Sie wehrt sich gegen die immer gleichen „Opfergeschichten“ und zeigt auf, dass Trägertop und Kopftuch kein Gegensatz sein müssen. Und es geht ihr auch nicht darum, Stimmungsmache zu betreiben für integrierte Ausländerinnen, sie will stattdessen die Realität zeigen, nicht das Schwarz oder Weiß, sondern die vielen Grautöne dazwischen.
Dabei nimmt El Masrar selbstbewusst und ungeniert Stellung, etwa wenn es um das Verbot für muslimische Mädchen geht, an Klassenfahrten teilzunehmen. Sie fordert die Migrantinnen auf, Deutsch zu lernen (und zu sprechen) und lobt deren Bedeutung für die Wirtschaft: Frauen mit Migrationshintergrund leiten 173 000 Betriebe – wer hätte das gedacht?
Eine Antwort auf Sarrazin, die gar keine Antwort sein wollte.
Bewertung: *****
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