Robert Schindel „Dunkelstein“, 124 Seiten, 17,90, Haymon, ISBN: 978-3852186450;

„Eine Realfarce“ nennt der Wiener Autor seine Geschichte über den Rabbi Saul Dunkelstein, der 1938 Realpolitik betreibt, in dem er sich den Nazis als Leiter der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde andient und möglichst viele Juden dafür gewinnen möchte, ihr Heimatland möglichst schnell zu verlassen. Seine Maxime dabei: „Wer ein Leben zerstört, zerstört die Welt, wer ein Leben rettet, rettet die Welt.“

„Auswanderungsmusterstadt“ soll Wien werden, eine zynische Formulierung, die von vielen Juden als Verrat empfunden wird und Dunkelstein in heftige Gewissenskonflikte treibt: Denn alle Glaubensbrüder kann er beim besten Willen nicht vor der Deportation und dem sicheren Tod retten.

Schindels Werk ist geschrieben als Theaterstück, nein als Film-Drehbuch. Denn Hollywood hat sich des Stoffs angenommen und die bei den Dreharbeiten anwesenden Zeitzeugen erinnern sich der Geschehnisse 1938 und des Dilemmas, in dem der Rabbiner steckte.

Der 1944 geborene Schriftsteller und Lyriker schildert die Geschichte berührend neutral. Das macht das „Lesedrama“ so bedrückend , und er widmet sich einer zeitgeschichtlichen Episode und einer Schuldfrage, die viele Menschen im Nachbarland mit Blick auf die Deutschen bis heute (fälschlicherweise) nicht als die ihre betrachten möchten.

Bewertung: ****


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Lauter Lesenswertes

Das Dilemma des Rabbiner Dunkelstein

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