Die Geschichte liest sich so absurd, dass man sie nicht glauben möchte. Und doch gelang es einem kleinen, nicht einmal hoch bezahlten Aktienhändler im Januar 2008 die ehrwürdige Großbank Société Générale mit ihren 160.000 Mitarbeitern an den Rand des Bankrotts. Hugues Le Bret erzählt, wie das passieren konnte.
Le Bret ist nicht irgendwer. Der 48-Jährige war seinerzeit Mitglied des Vorstands der Großbank und auch noch verantwortlich für die Kommunikation. Um dieses Buch veröffentlichen zu können, hatte er sein Amt niedergelegt. Warum er das tat? „Zur Abschreckung“ sagte er in einem Interview.
Auf unglaubliche fünf Milliarden Euro wurde der Schaden beziffert, den Jérôme Kerviel mit seinen betrügerischen Geschäften anrichtete. Er wollte sich bereichern, sagt Le Bret. Irgendwann verlor der Broker den Überblick und sein Kartenhaus stürzte zusammen. Sogar ein Kollaps der Weltwirtschaft hätte die Konsequenz sein können, hieß es in einem Regierungsbericht.
Und was hat Kerviel getan? Er führte „Luftbuchungen“ durch, unendlich viele. Erst als er unvorstellbare 50 Milliarden Euro verzockt hatte, schlugen die Kontrollsysteme innerhalb der Bank an. Bis dahin wollte kein Vorgesetzter etwas gemerkt haben.
Ein spannender Bericht, der zeigt, das auch das Undenkbare möglich ist in unserer Gier getriebenen Gesellschaft. Was nervt ist, dass Kommunikationschef Le Bret den Skandal als Skandal eines einzelnen sieht. Die Verantwortung für das Versagen der Kontrollsysteme (vielleicht gab es ja gar keine), die bei ihm und seinen Vorstandskollegen liegen muss, streift der Insider nicht mal am Rande.
Bewertung: ****
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