Dies ist ein Buch über Trauer, über den Verlust eines geliebten Menschen und die Schwierigkeiten der Verarbeitung der Leere im Herzen. Was die Intensität dieses sprachmächtigen Romans noch steigert, ist die kaum verschleierte Tatsache, dass Sabine Peters hier ihre eigene Trauer verarbeitet hat.
Ein Vierteljahrhundert zurück: Marie ist 26, und sie steht ganz am Anfang ihrer Karriere, als Praktikantin in einem Verlag. Dort begegnet ihr der mehr als 30 Jahre ältere Schriftsteller Rupert kennen. Sie fällt ihm auf: „Tage nach dem Besuch sein kurzer zorniger Brief, nur an Marie geht ein erstaunter Gruß. Lachend gibt ihr der Lektor den Bogen, so sind sie. Halten sich am Schwächsten fest, an einer jungen kleinen Frau.“
Für Marie ist der ehemalige Kommunist und RAF-Sympathisant die Liebe ihres Lebens. Er ist Revolutionär und liefert ihr ganz neue Einblicke und Perspektiven. Sie heiraten – für ihn ist es das dritte Mal – und teilen ihr Leben in einem roten Backsteinhaus in der Nähe von Hamburg.
Sie leben zurückgezogen, in trauter Zweisamkeit und beschäftigt mit dem geistigen Austausch und dem behutsamen Umgang mit den Ressourcen – zufrieden, einstweilen! Aber dann nimmt sich Rupert immer wieder kleine Auszeiten und gibt Kurse in Portugal. Andeutungsweise ist von Beziehungsproblemen die Rede, es folgt ein Umzug in die Metropole Hamburg. Schreiben bringt beiden eine Art von Rettung
Dann aber wird Rupert krank, er ist Mitte 70, die Diagnose lautet Krebs. Keine Chance auf Genesung. Das Warten auf den Tod des Partners, für Sabine Peters und ihr Alter ego Marie ist es eine prägende Erfahrung, und in diesem bedrückenden Buch ist es eine der eindrucksvollsten Passagen.
Die Sprache ist die große Stärke dieser fast intimen Geschichte, die mit dem Hinweis versehen ist, dass sie fiktiv sein soll. Wenn Marie in der Trauer an den Verstorbenen, den viele Feuerfreund nannten, Briefe schreibt, dann geht es auch darum, welches Freiheitspotenzial dieser schöpferische Akt hat.
Sabine Peters hat ein Buch über Liebe und Trauer geschrieben und ein Buch über die Freiheit des Schreibens. Beeindruckend, aber ein schwerer Stoff!
Bewertung: ****
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