Katharina Döbler „Die Stille nach dem Gesang“, 270 Seiten, 18,95 €, Galiani, ISBN: 978-3869710211;

Dass Journalisten, die hauptberuflich mit Literatur zu tun haben, irgendwann selber mal in Literatur machen, kennt man ja. Manchmal geht das ins Auge, in diesem Fall gar nicht. Die Literaturkritikerin Katharina Döbler (Le Monde diplomatique, Die Zeit) hat ein beachtliches Debüt abgeliefert.

Ein Frauenleben: Alexandra, jung, als Sängerin wenig erfolgreich, aus einfachen Verhältnissen stammend, lernt in den 80ern den erfolgreichen Rockmusiker Falk Margraf kennen. Er ist erfolgreich, berühmt, reich und entstammt einer schnösligen Großbürgerfamilie. Das ungleiche Paar findet sich – argwöhnisch beäugt von den Margrafs.

Zehn Jahre und ein Kind später – es ist 1993 – ist Alexandras Lebenstraum jäh zu Ende. Falk stirbt, sie steht allein da. Weitere sieben Jahre später – in der Zeit spielt der Roman, – und ein Kind mehr lebt die alleinerziehende Mutter in Berlin – unter schwierigen wirtschaftlichen Umständen.

Ihre Schwägerin Isolde, eine der starken und zugleich schwachen Frauenpersönlichkeiten bei den Margrafs, gibt ihr die Schuld am Tod von Falk, und dessen Mutter hält nur wegen der Enkelin Kontakt. Das Lebensmodell dieser Familie, die aus Tradition glühende Wagnerianer sind, ist nicht nur verlogen, spießig und na(r)zistisch, es ist auch am Ende. Und dieses ist das eigentliche Thema des Romans.

Katharina Döbler hat ein trauriges Buch geschrieben. Mit feiner Sprache und  in einer ausgezeichneten Beobachtungstiefe hat sie sich an die Ränder unserer Gesellschaft begeben und anachronistisch wirkende Schicksale nachgezeichnet.

Sie sind es nicht, weder das der schwachen Frau ohne Selbstbewusstsein, die unfähig ist, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Noch mangelt es an jenen Familien, die sich in altem, längst vergangenem Glanz sonnen und  nach Werten leben, die mit der heutigen Zeit nicht mehr kompatibel sind.

Ein empfehlenswerter Roman.

Bewertung: *****

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An den Rändern unserer Gesellschaft

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