Für die einen ist er ein Genie, für die anderen ein Scharlatan. Joseph Beuys war zweifellos einer der innovativsten und vielseitigsten Künstler des vorigen Jahrhunderts. 20 Jahre nach dem Tod des Klevers versucht die Landeshauptstadt Düsseldorf mit der bis Mitte Januar 2011 laufenden Ausstellung „Parallelprozesse“ den ganzen Beuys zu würdigen.
Man muss Beuys nicht mögen, aber man vergesse bitteschön alle dummen Sprüche über gewachste Badewannen und die Vermögen vernichtenden Putzfrauen. Er revolutionierte die Bildhauerei mit neuen Materialien wie Filz, Honig und Fett und schaffte eine ganz neue Formensprache.
Beuys hat’s drauf gehabt. Das weiß jeder, der schon mal das ihm gewidmete Museum Schloss Moyland am Niederrhein besucht hat oder etwa die Londoner Tate Modern.
Der vorliegende Katalog gibt die ganze Bandbreite wieder – gestaffelt nach Perioden, angefangen von Zeichnungen aus dem Jahr 1948 und ersten geradezu gegenständlichen Skulpturen aus dieser Zeit über endlos viele Skizzen aus den kommenden Jahren bis zu den zimmergroßen Skulpturen, die ihn berühmt machten.
Der prächtige Bildband bietet, ergänzt durch kompetente Begleittexte, einen Überblick über das komplexe Werk des berühmtesten Sohn des Niederrheins. Für Beuys-Fans und solche, die sich bereit sind, auf ihn einzulassen, ist dies ein einmaliges Werk. Natürlich ersetzt es nicht den Besuch des Museums.
Bewertung: *****
Für diese jetzige, mit 300 Stücken extrem umfassende Ausstellung haben sich die Kuratoren der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Museen und Privatsammlungen bedient.
Mitten im Krieg, 1943, teilte der damals 21-jährige Beuys seinen Eltern mit, er wolle Bildhauer werden. Gemalt und gezeichnet hatte er schon vorher. Munch, Turner und Rodin hatten ihn geprägt, aber den Ausschlag für die Bildhauerei gab die Begegnung mit den Skulpturen des 1919 gestorbenen Wilhelm Lehmbruck.