Jörg-Uwe Albig „Berlin Palace“, 220 Seiten, 19,90 €, Tropen, ISBN: 978-3608501063;

Neulich habe ich ein Radiogespräch mit einem China-Experten gehört, der sehr plausibel darstellte, dass die chinesische Wirtschaft zwar Maßstäbe setze, das autoritäre gesellschaftliche System aber erst dem von Europa um 1790 gleiche. Jörg-Uwe Albig hat einen anderen Ansatz für den Umgang mit der grassierenden China-Phobie gewählt: Die Satire.

Er nimmt uns mit ins Jahr 2032, 24 Jahren nach den Olympischen Spielen in Peking,  mit denen die neue Zeitrechnung begonnen hatte. China ist nicht nur die dominierende Macht, sondern die anderen sind verarmt und Massen von Europäern verdingen sich inzwischen als Tagelöhner und leben in Vierteln, die Chinesen freiwillig nicht betreten.

Albigs Ich-Erzähler heißt Li, er ist ein Werbefilmer und – wie sollte es anders sein – Chinese. Als er einen neue Kampagne für ein Parfüm namens Wald in Szene setzen soll, fällt ihm ein altes deutsches Märchenbuch in die hand: Ein Junge und ein Mädchen haben sich im Wald verirrt …

Albigs „Berlin Palace“ (der Name steht für eine deutsche Kneipe) ist kein Science-Fiction, auch dem Cyperpunk kann man dieses vergnüglich-hintegrründige Werk nicht zurechnen, es ist eine Groteske, die in die Zukunft versetzt werden musste, um den Perspektiventausch glaubhaft zu machen.

Schön, wie Albig mit den Vorurteilen spielt: Wo wir heute glauben, dass die Chinesen sich von ekeligen Inseken und gebratenen Hunden ernähren, sind es nun die Deutschen, die einst in Pfefferkuchenhäusern lebten, sich von fettigen Würsten ernähren und mit Bier vollaufen lassen.

Wer sich von diesem klugen, witzigen Buch nicht nur unterhalten lässt, mag es auch als Beitrag zur gegenwärtigen Integrationsdebatte sehen. Von wegen Türken und Islam, auf die Chinesen sollt ihr aufpassen!

Bewertung: *****


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Lauter Lesenswertes

Die Chinesen sind da

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