Rolf Lappert „Auf den Inseln des letzten Lichts“, 544 Seiten, 24,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446235564;

Der Mann hat’s drauf: Nach dem hoch gelobten „Nach Hause schwimmen“ hat der Schweizer Rolf Lappert nun andere Saiten aufgezogen. „Auf den Inseln des letzten Lichts“ ist Abenteuergeschichte, Familiendrama, Gesellschaftskritik  und ganz nebenbei noch ein Appell zur Fleischlosigkeit. Das kommt ja zurzeit ganz gut.

Heile Welt ist nicht die Sache des mittlerweile nach Irland verzogenenen, 52-jährigen Autors. Und so geht es um zwei Geschwister, Megan und Tobey, die von ihrer Mutter verlassen worden sind. Nicht einfach so, ihren „Sonnenschein“ Megan hatte die Scheidende sogar festgebunden, damit nichts schief geht. Das Trauma ihrer Kindheit lässt die beiden jedenfalls nicht los. Auch wenn sie längst getrennte Wege gehen, befinden sich Megan und Tobey in permanenter Unorndung.

Tobey O‘ Flynn, gescheiterter Rockmusiker, setzt sich auf die Fährte seiner Schwestern, die auf einer Insel in Indonesien mit Primaten arbeitet, erfolgreich, wie es scheint. Und hier beginn es dann auch spannend zu werden: Was geschieht eigentlich Mysteriöses auf dem Eiland, das immer wieder an die einzigartige TV-Serie „Lost“ erinnert. Was machen die Wissenschaftler dort, was hat es mit der ausgeflippten alten Frau namens Nancy Preston auf sich, und wieso können die Affen so viele nützliche Dinge, wie das Essen mit Messer und Gabel?

Meg ist nicht erst seit ihrer Arbeit mit den Menschenaffen zur militanten Vegetarierin geworden. Tobey will sie wieder kennen lernen. In drei Teilen erzählt Lappert diese Robinsonade, leidlich spannend, virtuos in der Sprache und psychologisch gut untermauert.

Mit Zeitsprüngen und in umgekehrter Chronologie. Damit droht er sich aber selbst in die Falle zu laufen: So viel Exotik und so viel Handlung machen die Erzählung mitunter kalkulierbar und unerwartet glatt. Und der Leser kommt vor lauter Zeitsprüngen und Geschichten in der Geschichte nicht mehr mit.

Rolf Lappert hat sich viel vorgenommen. Weniger wäre mehr gewesen.

Bewertung: ****

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Am anderen Ende der Welt ist’s auch nicht anders

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