Nicholson Baker ist einer der seltsamsten und interessantesten Schriftsteller der USA. Seine pazifistische Zitatensammlung „Menschenrauch“ weckte mein Interesse und jetzt dieser Roman: Eine Geschichte über einen Lyriker mit Schreibhemmung, der prosaisch über die Poesie schreibt. Abgefahren, aber lesenswert.
„Mein Leben ist eine Lüge, meine Laufbahn ein Witz, ich bin der klassische Versager“, mit diesem Selbstbekenntnis starte Paul Chowder in seine Betrachtungen über die Gedichtkunst. Der Lyriker, der nur selten mal was veröffentlicht hat, dem gerade die Freundin verließ, hat eine große Leidenschaft, das ist die amerikanische Dichtkunst. Und so springt er in seinen Betrachtungen von einem Dichter zum nächsten.
Seine wahre Liebe gehört dem Reim, auch wenn er nur mit ungereimten bisher mäßigen Erfolg hatte. „Diese freien Verse, wie sie jetzt fast alle schreiben – und wie ich sie auch schreibe –, das ist Zeitlupenprosa“, schreibt er. „Für mich ist das Schreiben von Gedichten so wie die Komposition eines kleinen Salats.“
Nicholson Bakers detaillierte Erörterungen von Versmaßen und seine Auslassung über berühmte Dichter wie Tennyson, Yeats, Swinburne oder Roethke grenzen an Besessenheit. Und so wird dieses lediglich als Vorwort geplante Werk zu einem vollständigen Roman über die Macht der Dichtung.
Bewertung: ****
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