Shahriar Mandanipur „Eine iranische Liebesgeschichte zensieren“, 320 Seiten, 19,90 €, Unionsverlag, ISBN: 978-3293004153;

Das Spielen mit der Zensur ist eine Herausforderung für Schriftsteller und Journalisten überall in Diktaturen. Shahriar Mandanipur beschreibt die schwierige Arbeit in der iranischen Diktatur und schafft es diese, mehr als lächerlich zu machen.

Der ehemalige Chefredakteur einer Literaturzeitschrift, geboren 1857 in Shiraz, lebt zur Zeit als Gastdozent in Harvard. Gut so, da musste dieser Roman über die Zensur die Zensur nicht durchlaufen.

Das Auge des Zensors ist gnadenlos. Nicht einmal die Darstellung des Bettes wird akzeptiert, denn dort ist die Unzucht zuhause. Zensor Petrowitsch streicht dieses und jenes, in dem Roman, in dem ein Schriftsteller namens Shahriar Mandanipur eine Liebesgeschichte schreiben will.

Je länger der Streit dauert, umso mehr verwischen die Grenzen zwischen Roman und Wirklichkeit, respektive Roman und Roman im Roman, bis sich der Zensor sogar in eine der Protagonisten der Liebesgeschichte verdient und er allein deshalb strenger streicht, um die Angebetete von anderen Männern fernzuhalten.

Ein wunderbares Buch, das zeigt, wie sich Unfreiheit selber ad absurdum führt, wenn sie auf die Freiheit trifft. Natürlich wurde und wird „Eine iranische Liebesgeschichte zensieren“ im Iran nicht veröffentlicht. Aber Mandanipur zeigt nicht nur auf, wie bescheuert Diktatur wirkt, er präsentiert den Iran entgegen aller westlichen Vorurteile als kulturell reiche, menschenfreundliche Gesellschaft – unterhalb der Despotenebene natürlich nur.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Vom Elend staatlicher Zensur

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