Man nehme einige Teelöffel Mr. Bean, lasse etliche Milliliter Monty Python einfließen und füge noch eine fette Portion Josef Hader dazu – fertig ist Alan Bennett. Der 76-jährige Schriftsteller und Theatermann seziert gnadenlos das englische Alltagsleben. Der Wagenbach-Verlag hat ihn vor einigen Jahren entdeckt.
„Die souveräne Leserin“ über die englische Königin, die sich erstmals an einen Roman wagt, auf deutsch erschienen vor zwei Jahren, war hierzulande ein unerwarteter Erfolg. „Der Kräcker unterm Kanapee“ ist nun die Fortsetzung.
Naja, eigentlich sind dies sechs alte Geschichten, aus den 1980-er Jahren, kurze Monologe, in denen bissig, aber auch mit viel Sympathie die Abgründe des Alltags dargestellt werden. Schrullig ist vielleicht das Wort, das am besten passt auf die dargestellten Menschen, die jeweils in Ich-Form ihre Lebenssituation darstellen, als da wären:
Ein Mann mittleren Alters, der mit seiner leicht debilen Mutter in eheähnlicher Gemeinschaft lebt, eine Pfarrersfrau, die mit der Verlogenheit ihrer Ehe nicht mehr klar kommt und in den Suff flüchtet, eine Leserbriefschreiberin, eine Kleinschauspielerin, eine Witwe, die Kontakt mit ihrem verstorbenen Mann sucht und eine alte Dame, die keinesfalls ins Pflegeheim will.
Bitterböse Geschichten, deren hintergründiger Witz immer wieder schmunzeln lässt. Ein Buch zum Vorlesen oder für ein paar Mußestunden zur Zerstreuung. Bemerkenswert ist auch das Nachwort, in dem Bennett über seine Geschichten reflektiert, als hätte sie jemand anders geschrieben.
Britischer Humor vom Feinsten!
Bewertung: *****