Angelika Waldis „Einer zu viel“, 240 Seiten, 18,90 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036955582;
Ein Familienidyll? Nein, es ist ein Albtraum, der sich da im Ferienhaus im Tessin abspielt. Die 63-jährige Ina Strassner fährt mit ihren beiden kleinen Enkeln dorthin. Sie erwartet die Tochter Judith und deren Ehemann sowie den Sohn Peter. Nur ihr Bruder Lukas wird nicht kommen, er sitzt im Gefängnis …
Als Judith dem neu zugezogenen Nachbarn Dante Brot vorbei bringt, kommen sich die beiden näher. Die Ehe von Judith kriselt schon länger. Dann trifft Peter ein. Der erfolglose Jurist ist spielsüchtig, ein paar Tage zuvor war er schon mal in der Casa Casta gewesen. Aussichtslos verschuldet hatte er sich erhängen wollen, traf dann aber eine Ex-Freundin und schlief mit der verheirateten Mutter eines Säuglings.
Als auch Jens, Judiths Ehemann, eintrifft, der Angst hat vor einer anstehenden medizinischen Diagnose, kommt Großmutter Ina in ihre alte Rolle: Sie will beschwichtigen, Harmonie stiften und ahnt nicht, dass es dafür längst zu spät ist. Und die Liebe zwischen Judith und Dante birgt ein schlimmes Geheimnis.
Klingt alles kompliziert, ist es aber nicht, weil die 70-jährige Schweizer Autorin Waldis flott und gut erzählt. Sie rettet die Geschichte, die aus einem Groschenroman entsprungen sein könnte, dadurch vor Trivialität und kehrt das Innerste der kaputten Familie nach außen. Die Lebenslügen kommen zum Vorschein.
Bewertung: ****