Andreas Schäfer „Wir vier“, 192 Seiten, 18,95 €, DuMont, ISBN: 978-3832195748;

Aus vier wurden drei: Lothar, seine Frau Ruth und deren Sohn Merten. Dessen älterer Bruder Jakob ist ermordet worden. Die Familie ist am Ende. Ein beeindruckender Roman von Andreas Schäfer, der zu Recht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis landete, auch wenn er aufgrund der wenig spektakulären Sprache keine Siegchance haben dürfte.

In kargen Worten, aber doch immer wieder mit intensiven Akzenten erzählt Schäfer vom Leiden einer Familie. Vater Lothar hatte nach dem Tod seines Vaters seine Stelle als Berufspilot verloren. Er tröstete sich mit Alkohol. Die Mutter, Ruth, hatte ihren Job als Stewardess aufgegeben und engagierte sich nun für die Telefonseelsorge.

Und Merten? Nun, der Junge sandelt so dahin, studierend, jobbend, ohne Erdung. Als er Miriam kennen lernt, erzählt er ihr nichts von seinem Bruder, obwohl er glaubt, der einzige zu sein, der weiß, warum dieser sterben musste.

Die Familie zerbrochen an dem Schicksalsschlag: Lothar kümmert sich um seinen Traum von einem Segelflugplatz. Ruth hingegen will in aller Heimlichkeit Kontakt aufnehmen mit dem Mörder ihres Sohnes und schreibt einen Brief ins Gefängnis.

Wer hat mehr Schmerz in dieser traumatischen Familie? Wer lebt seine Trauer stärker? Und doch geht es auch um Überlebenswillen und um Verarbeitung und um Bindungen, die selbst den Tod des geliebten Kindes überdauern.

Ein wirklich gutes Buch, vor allem die Darstellung des Schweigens, der Sprachlosigkeit ist beeindruckend. Indes, Schäfer ist Journalist, das merkt man seiner Sprache an. Keine Schnörksel, klare Darstellungen, gute Beobachtungsgabe, aber wenig Überraschungen.

Bewertung: ****


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Lauter Lesenswertes

Die Sprachlosigkeit nach der Katastrophe

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