Hilal Sezgin „Mihriban pfeift auf Gott“, 320 Seiten, 16,95 €, DuMont, ISBN: 978-3832195540;

Mihriban Erol ist eine normale junge Frau. Als „Nichtskönnerin auf hohem Niveau“ taumelt sie so durchs Leben, 32 Jahre alt, ohne Freund, ohne richtigen Schulabschluss. Im Urlaub fliegt sie nach Ägypten, diesmal aber nicht allein. Sie nimmt ihren jüngeren Bruder Mesut mit, den seine Frau gerade verlassen hat, und dessen Tochter Suni. Als bei der großen Silvestergala im Fernsehen die Besucher reihenweise kollabieren, weil der Sekt von Islamisten vergiftet wurde, verdächtigt Mihriban sofort ihren Bruder.

Ein witziges Buch über Islamisten und Terrorangst, das hatte tatsächlich noch gefehlt. Die 1970 geborene Journalistin Hilal Sezgin, ehemalige Redakteurin der Frankfurter Rundschau, nimmt politische Denkverbote  und staatliche Willkür auf satirische Weise auf die Schippe, ohne sich durch Übertreibung selbst ad absurdum zu führen. Das ist hohe Kunst der inzwischen in der Lüneburger Heide auf einem Bauernhof lebenden Autorin.

Sie schont weder die in Parallelwelten lebenden Deutsch-Türken noch die deutsche Mehrheitsgesellschaft mit ihrer Angst vor allem, was fremd ist. Wie so viele säkulare Türken interessiert sie Religion überhaupt nicht. Als sie erstmals von Gott hört, wird er als Verwandter deklariert. Wie auch kann ihr Vater gläubig sein, ist er doch dem Alkohol verfallen? Die Mutter hingegen kehrte zurück in ihr anatolisches Dorf, wo sie nun ihre Tochter zwecks Heirat erwartet.

Und nun wird ausgerechnet ihr kleiner Bruder fromm? Er besucht die Moschee, palavert mit Freunden über den Koran und studiert den Koran. Und nun ist Mesut vielleicht sogar ein islamistischer Attentäter. Mihriban recherchiert auf eigene Faust und kommt zu erstaunlichen Erkenntnissen …

Eine amüsante, hintergründige Geschichte voller unerwarteter Wendungen.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Der Bruder, ein Attentäter – oder doch nicht?

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